Kommentar: Die wichtigsten Zutaten für Spitzenforschung in Europa

Ohne erstklassige Forschung keine innovativen Produkte. Damit das gelingt, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein.

Kommentar von ANDREAS KUGI
Scientific Director, AIT Austrian Institute of Technology
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Spitzenforschung ist ein zentrales Lebenselixier für die Zukunft: Ohne erstklassige Forschung von heute gibt es keine kommerziell erfolgreichen Produkte von morgen. Die Frage ist nun, was es braucht, um Spitzenforschung betreiben zu können? Das Wichtigste sind exzellente Forscherinnen und Forscher, insbesondere junge, die sich mit viel Leidenschaft und Wissen engagieren – ohne diese wird man nicht erfolgreich sein können. Nicht zu unterschätzen ist auch das Umfeld: Man muss frei innovative Gedanken haben dürfen, man muss Dinge hinterfragen dürfen, man muss offen für neue Ideen sein. Ein dritter wesentlicher Punkt sind die finanziellen Mittel mit einer langfristigen Perspektive.

Wenn diese drei Voraussetzungen erfüllt sind, kann man Spitzenforschung betreiben. Doch diese allein reichen noch nicht aus, um wirtschaftlich erfolgreiche Innovationen hervorzubringen. Dazu ist auch eine Fokussierung auf Stärkefelder nötig: Man kann nicht alles machen, muss man die Ressourcen – die immer knapp sind – so investieren, dass man in bestimmten Bereichen Spitze werden kann. Überdies braucht man in diesen Themen Ökosysteme mit überkritischen Massen und unterschiedlichen Playern – von Universitäten über außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und „klassische“ etablierte Industrie bis hin zu Start-ups. Erfolgreiche Innovationszentren ziehen weitere innovative Köpfe und Unternehmen an.

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In Europa haben wir traditionelle Stärken. Ein aktuelles Beispiel sind Quantentechnologien: In diesem Bereich ist Europa – und auch Österreich – sehr stark. Aber wir tun uns sehr schwer, das zu skalieren. Ein Grund dafür ist, dass die Spitzenforschung in Europa häufig in niedrigeren Technologie-Reifegraden (TRLs) angesiedelt ist. Um aus exzellenten Ideen kommerzielle Erfolge zu machen, ist es aber auch sehr wichtig, Spitzenforschung entlang der gesamten Innovationskette zu betreiben – also nicht nur bei der Generierung von neuen Erkenntnissen, sondern auch in der angewandten Forschung und Entwicklung.