Konjunkturumfrage zeichnet zwiegespaltenes Bild

Durch überlappende Krisen und wirtschaftlichen Verwerfung wird Aufschwung nach Covid gebremst und die Aussichten Richtung Herbst trüben sich.

Die Lücke zwischen der positivenGeschäftslage und einer negativen Geschäftserwartungenklaffte selten zuvor so drastischauseinander – vor allem abernicht über einen so langen Zeitraum, zu dieser Erkenntnis kam der Konjunkturbarometer fürdas zweite Quartal. Im Rahmen der Umfragewurden insgesamt 408 Unternehmen befragt,die insgesamt 301.500 Mitarbeiterinnen undMitarbeiter beschäftigen.

Diese ungewöhnliche Situation ergibt sichauf einem außerordentlich hohen Auftragsbestandeinerseits, der sich infolge vonLieferkettenunterbrechungen und Fachkräfteknappheitaufgestaut hat, stellt sich dieaktuelle Konjunkturlage unter den besonderenBedingungen der Post-COVID-Erholungweitaus besser dar als unter normalen Voraussetzungen. Und aus wirtschaftlichenVerwerfungen aus der gegenwärtigen Koinzidenzmehrerer Krisen (Pandemie, Krieg in der Ukraine, Inflation) andererseits. Diese wiegen zu schwer, als dass gute Auftragsbestände alleineinen hinreichend langen Konjunkturatemfür das Durchtauchen dieser Phase verleihenwürden.

Die Kumulation der Krisen wird die österreichische Wirtschaft treffen, aufgrundihrer internationalen Exponierung besondersdie österreichische Industrie. Zusätzlich zu den aktuellen wirtschaftspolitischen Herausforderungen kommt, dass die konjunkturellen Risiken derzeit asymmetrisch verteilt sind.

Das bedeutet, dass einerseits die Notenbanken beginnen sich einzugestehen, dass mit einer mehrjährigen Phase der Verfehlung des Geldwertstabilitätszieles zurechnen ist, folglich wird auch die private Konsumnachfrage weiter unter Druck geraten. Und andererseits lässt sich eine Gasmangellagein den kommenden Monaten und Quartalen nicht ausschließen, sodass nebender Preiskomponente der Energienutzungauch eine bloße Verfügbarkeitskomponentetreten könnte, die ihrerseits Rückwirkungennicht nur auf die Inflationsrate, sondern auch auf die Beschäftigungslage insbesondere inder Industrie hätte. Doch selbst wenn dieses Negativ-Szenario nicht einträte, stellt sich dieFrage nach der Wettbewerbsfähigkeit desProduktionsstandortes Österreich, solltendie Energiekosten für längere Zeit bei einemMehrfachen der nordamerikanischen undasiatischen Niveaus verharren.