Wie verändert der KI-Einsatz die Industrie und wo liegen die größten Potenziale?
Thomas Arnoldner: Aus meiner Sicht gibt es zwei Ebenen: Zum einen liegt der Fokus für die traditionellen Wirtschaftszweige aktuell sehr stark darauf, durch KI bestehende Prozesse, Produkte oder Leistungen zu optimieren und damit produktiver und konkurrenzfähiger zu werden. Zum anderen wird sich durch den umfassenden Einsatz von KI im Alltag der Menschen und Unternehmen das Konsumverhalten und damit die Nachfrageseite massiv verändern. Viele Produkte und Dienstleistungen werden vollkommen obsolet und ganz andere – der neuen Realität entsprechende – werden stark nachgefragt werden. Wer also sowohl die Fragen der Optimierung bestehender Prozesse durch KI als auch der Antizipierung zukünftiger Marktveränderungen am besten meistert, wird erfolgreich bleiben können.
Christoph Knogler: Nach dem KI-Hype der letzten Jahre ist es Zeit, das Thema zu entmystifizieren und KI als das zu sehen, was sie ist: ein Set an Hightech-Tools im Werkzeugkoffer der Digitalisierung und Automatisierung. Diese gilt es als Industrie zu nutzen, um unsere Prozesse, Produkte und Dienstleistungen konsequent weiterzuentwickeln. Dafür braucht es einen begeisterten, aber zugleich nüchternen Zugang, um vorhandene Potenziale etwa in Qualität, Wartung und Planung zu heben – im Sinne der Wettbewerbsfähigkeit.
Warum ist es so wichtig, jetzt zu handeln?
Arnoldner: Unternehmen, die KI frühzeitig strategisch einsetzen, sichern sich einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Es reicht nicht, KI nur zu nutzen: Wir müssen von Usern zu Ownern werden, um Innovationen auch monetarisieren zu können. Wenn wir unsere Technologien nicht selbst entwickeln, verlieren wir weiter Souveränität und Wertschöpfung an andere Märkte – an die USA und China. Jetzt zu investieren bedeutet, die digitale Zukunft aktiv zu gestalten, statt sie nur zu konsumieren. Die Taskforce KI soll die Unternehmen auf ihrer KI-Journey begleiten, einen Erfahrungsaustausch ermöglichen und die Möglichkeit schaffen, gemeinsame Potenziale zu heben.
Knogler: Weil wir keine Zeit zu verlieren haben. Die Personalkosten sind in Österreich in den letzten Jahren gestiegen wie in keinem anderen Land. Dem kann nur mit Effizienz- und Produktivitätssteigerungen begegnet werden – durch Automatisierung, Digitalisierung und den gezielten Einsatz von KI. Wer allerdings denkt, Europa könne sich damit noch immer als Vorreiter gegenüber den USA und Asien positionieren, irrt: Alle Regionen sind bereits auf den KI-Zug aufgesprungen und bauen ihre Kompetenz aus. Wir dürfen den Anschluss nicht verpassen.