Das Industrieland Österreich

Das Industrieland Österreich

Die Industrie ist der Motor für nachhaltiges Wachstum, Arbeitsplätze, Innovation und Lebensqualität in unserem Land. Doch was ist die Industrie eigentlich? Ein Überblick über die gängigsten Definitionen und die Leistung der Industrie für Österreich.

Die Industrie bringt für die Gesellschaft Arbeitsplätze, Wohlstand, Fortschritt und Zukunft. Jede Investition der Industrie ist eine Investition für Generationen. Wie kein anderer Sektor hat es der produzierende Bereich in Zeiten der zunehmenden Globalisierung verstanden, den Strukturwandel als Wachstumschance wahrzunehmen. Wie kein anderer Sektor ist die Industrie dem internationalen Konkurrenzdruck am härtesten ausgesetzt. Und wie kein anderer Sektor ist es der Industrie gelungen, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. 

Österreich zählt heute zu den modernsten Industrienationen der Welt. Die Industrie und die mit ihr verbundenen Sektoren bilden die Basis für wirtschaftlichen Erfolg, allgemeinen Wohlstand und hohe Lebensqualität im Land.  

In der öffentlichen Diskussion kursieren unterschiedliche Zahlen über Bedeutung der Industrie und ihren Beitrag für den Wohlstand in Österreich. Nachstehend eine Zusammenstellung der derzeit am häufigsten verwendeten Definitionen von Industrie

Industriedefinition vor Österreichs EU-Beitritt

Die engste Industriedefinition umfasst jene Unternehmen, die Mitglied der „Bundessparte Industrie“ der Wirtschaftskammer sind. Sie entspricht am ehesten dem traditionellen sprachlichen Begriff von Industrie in Österreich und war vor dem EU-Beitritt Österreichs die offizielle amtliche statistische Industriedefinition („Industriestatistik“), die vom Statistischen Zentralamt getrennt von der „Gewerbestatistik“ ausgewiesen wurde.

Im Jahr 2021 umfasste die Industrie (nach Kammersystematik) 3 100 Unternehmen mit einer Bruttowertschöpfung von 53,8 Mrd EUR und knapp 488 000 Beschäftigten.  

Industriedefinition in der EU

Nach dem EU-Beitritt im Jahr 1995 musste sich Österreich der EU-Systematik der NACE-Nomenklatur unterwerfen. Diese Systematik umfasst sowohl Industriebetriebe (nach Kammersystematik) als auch Gewerbetriebe nach Gewerbestatistik.

Der engste Begriff: „Herstellung von Waren“ (englisch: „Manufacturing“)

„Herstellung von Waren“ (englisch: „Manufacturing“) oder „verarbeitendes Gewerbe“ genannt, umfasst nach dieser Definition mehr als 31.400 Unternehmen und ist der engste Begriff der „Industrie“ in der EU. Dieser Begriff wurde auch in der EU-Kommissionsstrategie vom Oktober 2012 genannt. In dieser wollte die EU-Kommission die „Industriequote“ der EU von mehr als 15 auf 20 Prozent der Bruttowertschöpfung bis 2020 steigern. Österreichs „Industriequote“ lag im Jahr 2023 nach dieser engen Abgrenzung bei 17,5 Prozent der Bruttowertschöpfung.

„Industrie“

Oft wird auch von „Industrie (ohne Bau)“ gesprochen. Dann fällt der Bausektor aus dem „produzierenden Bereich“ heraus. Österreich liegt in dieser Abgrenzung mit einer Industriequote von knapp 22 Prozent im oberen Feld der EU.

„Produzierender Bereich“

Der produzierende Bereich wird von der Statistik Austria auch oft als „Produktion und Bauwesen“ bezeichnet und umfasst den Abschnitt „Herstellung von Waren“, den Bergbau, die Energie- und Wasserversorgung und die Bauwirtschaft. Es ist die großzügigste international vergleichbare Abgrenzung der Industrie. Insgesamt umfasst dieser Wirtschaftsbereich (rund 80.000 Betriebe) rund eine Million Beschäftigte in Österreich. Vergleicht man die Wertschöpfung der Industrie mit der Gesamtwertschöpfung in Österreich, erwirtschaftete dieser Wirtschaftsbereich im Jahr 2023 29,3 Prozent der heimischen Bruttowertschöpfung

Der "servoindustrielle Sektor“

In den vergangenen Jahrzehnten ist die Industrie weit über ihren zentralen Tätigkeitsbereich hinaus mit industrie- und produktionsnahen Betrieben und Unternehmen aus dem tertiären Sektor verschmolzen. Diese Vernetzung wird folgerichtig mit dem Begriff des „servoindustriellen Sektors“ erfasst, der neben den Herstellern von Waren auch die Bauwirtschaft, die Energieversorgung und vor allem auch sämtliche produktions- und industrienahe Dienstleistungen des Landes berücksichtigt. Die volkswirtschaftliche Bedeutung wird jährlich vom IWI (Industriewissenschaftliches Institut) berechnet. Der servoindustrielle Sektor mit seinen indirekten Effekten ist die größtmögliche Darstellung der Industrie.  

Die Unternehmen des Servoindustriellen Sektors generieren in Österreichs Wirtschaft, gemäß dem neuesten Datenmaterial der Leistungs- und Strukturstatistik 2022, eine Produktion im Umfang von rund 588,1 Mrd. EUR, 66,1% des Produktionswerts der gesamten österreichischen Volkswirtschaft im Jahr 2022 (Anteilswert 2020: 60,2%) und generieren eine Wertschöpfung im Ausmaß von 192,9 Mrd. EUR, was einem Anteil an der Gesamtwirtschaft von 48,1% entspricht (Anteilswert 2021: 47,9%). Ähnlich zur Wertschöpfung steigt die absolute Beschäftigung im Servoindustriellen Sektor Österreichs weiter an, mit rd. 2,29 Mio. Personen sind in den Unternehmen dieses Sektors 46,0% der Beschäftigungsverhältnisse Österreichs tätig (Anteilswert 2021: 45,9%).

Die verschiedenen Industriekonzepte dimensionieren wie folgt:

Die Industrie Österreichs (Datenbasis: LSE 2022) Herstellung von Waren Produzierender Bereich Servoindustrieller Sektor
Produktionswert in 1.000 EUR 246.927.285 437.525.332 588.096.149
Wertschöpfung in 1.000 EUR 67.151.915 103.680.490 192.875.553
Beschäftigungsverhältnisse 689.398 1.101.407 2.294.562


Foto: IV

Aktuelle Zahlen, Daten & Fakten

  • Von dreieinhalb Euro, die in Österreich erwirtschaftet werden, stammt ein Euro direkt aus der Industrie. In Großbritannien ist dies nur jedes fünfte Pfund, in Frankreich sogar nur einer von fünfeinhalb Euro. Und dabei wird nur der direkte Beitrag der Industrie berücksichtigt, nicht aber die ebenfalls enorm bedeutenden industrienahen Dienstleistungen.
  • Auch beschäftigungsmäßig sticht die österreichische Industrie gerade im europäischen Vergleich heraus: Trotz der zweitlängsten Krise in der Industrie seit über 20 Jahren bietet die Industrie im Inland im Jahr 2023 um 9 Prozent mehr Arbeitsplätze als noch vor einer Dekade (im Jahr 2013).
  • Die Industrie schafft Zukunft, davon profitieren die Menschen im Land. Fast die Hälfte aller Forschungsausgaben in Österreich kommen aus der Industrie. Rund ein Drittel bis zur Hälfte unseres Wohlstandes lassen sich auf Innovation zurückführen. Zudem zeichnen sich F&E-aktive Unternehmen durch ein bis zu 4 Mal höheres Umsatzwachstum aus.
  • 53 Prozent des österreichischen BIP werden durch Exporte generiert. Der produzierende Bereich (ohne Bauwesen) erwirtschaftete im Jahr 2022 60,2 Prozent ihrer Umsätze mit dem Export. Jährlich werden Waren im Wert von über 15.000 Euro pro Einwohner exportiert. Der Außenhandel sichert direkt und indirekt Arbeitsplätze für rund 1,7 Millionen Menschen. Jedes Prozent mehr an Exporten bedeutet 10.000 neue Jobs.
  • Österreich ist Heimat von rund 275 bislang identifizierten Industrie-Leitbetrieben, viele von ihnen werden der Gruppe der „Hidden Champions“ zugerechnet. Als Weltmarktführer sind die Leitbetriebe ein Aushängschild für die Innovationskraft made in Austria und sichern durch Kooperationen mit tausenden verbundenen Klein- und Mittelbetrieben (KMU), Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Startups das Zwei- bis Dreifache der eigenen Produktion, Wertschöpfung und Arbeitsplätze in Österreich ab.
  • Die Lehrlingsausbildung hat einen hohen Stellenwert in der Industrie: Mit rund 14.000 Lehrlingen zählt sie zu den wichtigsten Lehrlingsausbildnern des Landes. Heimische Industriebetriebe nehmen im Durchschnitt rund 104.000 Euro für die qualitativ hochwertige Lehrlingsausbildung und somit für die Zukunft eines Jugendlichen in die Hand, das ist mehr als alle anderen Wirtschaftssparten.