Expertenmeinung von MONIKA SCHUH
Die Infrastrukturgesellschaft der Deutschen Bahn, die DB InfraGO AG, plant bis 2030 eine Generalsanierung von über 4.000 km Streckennetz auf weiten Teilen des deutschen Bundesgebiets. Diese Investitionen sind notwendig und langfristig positiv, werden aber insbesondere für den Güterverkehr extrem spürbar sein. Im Zuge dessen soll nämlich im Jahr 2026 auch der Korridor Nürnberg – Passau generalsaniert werden, der für Österreichs Industrie von enormer Bedeutung ist, weil ein Fünftel der österreichischen Schienenverkehrsmengen über Passau transportiert wird. Eine Totalsperre der Strecke Nürnberg – Passau könnte die Versorgungssicherheit der Bahntransporte für die verladende Industrie in Deutschland und Österreich 2026 stark gefährden. Nach ÖBB-Prognosen sind durch die geplanten Gesamtsperren zwischen Nürnberg und Passau bis zu 140 Güterzüge pro Tag von den Bauarbeiten bei DB InfraGO betroffen. Diese Güterzüge müssen erhebliche Umwege im mitteleuropäischen Eisenbahnnetz zurücklegen. Aufgrund der starken Auslastung der Umleitungsstrecken können nur für rund 80 % der Verkehre alternative Laufwege angeboten werden. Industrie und Logistik sind daher aufgerufen, mit adäquater Vorlaufzeit leistungsfähige Güterverkehrsalternativrouten für den Zeitraum der Leistungseinschränkungen zu finden.
Die Generalsanierung der Hochleistungskorridore im deutschen Bahnnetz verschärft die Situation für den Industriestandort Österreich zusätzlich zur aktuell angespannten Konjunkturlage. Umso dringender braucht es daher eine enge Kooperation von Industrie, Politik und Infrastruktur, um die Auswirkungen der Sperren und Baustellen bestmöglich abzufedern und durch rechtzeitige sowie umfassende Information Planungssicherheit für die betroffenen Betriebe zu gewährleisten. Vor diesem Hintergrund fanden am 21. Februar in Linz der Kick-off einer Informationsreihe im Rahmen einer Pressekonferenz bei Plasser & Theurer sowie ein ÖBB-Industrie-Dialog bei der IV-Oberösterreich u. a. mit ÖBB-CEO Andreas Matthä, Plasser-&-Theurer-CEO Johannes Max-Theurer, voestalpine-Vorstand Hubert Zajicek, Vize-Generalsekretär Peter Koren und Verkehrslandesrat Günther Steinkellner statt.