Die dritte Ausgabe des „Aktienbarometers“ – eine jährliche Umfrage im Auftrag der Industriellenvereinigung, des Aktienforums und der Wiener Börse – zeigt einen signifikanten Aufwärtstrend im Anlageverhalten der Österreicher. Von 2022 bis 2024 ist der Wertpapierbesitz in Österreich von 25 Prozent auf 30 Prozent gestiegen – fast jeder dritte Österreicher investiert somit mittlerweile in Aktien, Anleihen oder Investmentfonds und ETFs. „Der Wertpapierbesitz ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen“, hält Studienautor Peter Hajek fest. Erfreulich ist dabei, dass zudem rund ein Viertel der Bevölkerung, das bisher noch nicht investiert ist, Interesse an der Wertpapieranlage zeigt.
Die drei wichtigsten Motive für Aktieninvestments sind langfristiger Vermögensaufbau, der Werterhalt des Geldes in Inflationsphasen und die Pensionsvorsorge. Vor allem Letztere hat in den letzten Jahren als Grund für Aktieninvestments zugenommen. Bei der privaten Pensionsvorsorge habe Österreich aber noch großen Aufholbedarf gegenüber Ländern wie Dänemark oder den Niederlanden: Dort werden über 200 Prozent des BIP in kapitalgedeckte Pensionspläne investiert, in Österreich sind es nicht einmal sieben Prozent.
Die zweite und dritte Säule des Pensionssystems müsse daher dringend gestärkt werden, betonen IV-Präsident Georg Knill und Aktienforum-Präsidentin Angelika Sommer-Hemetsberger. „Ein starker Kapitalmarkt ist essenziell für die Absicherung unseres Sozialsystems und die Absicherung unseres Wohlstands“, hält Georg Knill fest. Das Pensions- und Sozialsystem steht schließlich vor großen Herausforderungen – es gebe bei den Pensionen eine wahre „demografische Bombe“, wie auch Fiskalratspräsident Christoph Badelt kürzlich feststellte. Kapitalmarkt und Sozialsystem sind laut Angelika Sommer-Hemetsberger kein Widerspruch: „Die Systeme ergänzen und brauchen einander.“
Das Regierungsprogramm bleibt in Bezug auf den Kapitalmarkt leider vage. Der Raum für die Ausgestaltung, den heimischen Kapitalmarkt zu stärken, müsse daher ausgenutzt werden – denn die Regierung habe eine stabile und starke Mehrheit und sei imstande, nachhaltige Reformen und langfristige Systemveränderungen umzusetzen, so IV-Präsident Knill. Dabei müsse auch nichts Neues erforscht oder erfunden werden, gibt der CEO der Wiener Börse, Christoph Boschan, zu bedenken: Die Kraft des Zinseszinseffekts sei jedermann bewusst und Eigenkapitalrenditen seien bekanntermaßen doppelt so hoch wie Fremdkapitalrenditen. Ein „mächtiges Instrument“ wäre, kleine Teile aus dem Umlageverfahren auch am Kapitalmarkt zu allokieren, wie Schweden es tut. Boschan sieht jedenfalls einen „deutlichen Handlungsauftrag nach innen“, die heimische Investorenbasis zu vergrößern und Partizipation sicherzustellen. Dafür sei auch eine Behaltefrist für Individuen ein möglicher Ansatz.