„Mehr Frauen in Aufsichtsräten“

Die IV bereitet mit Mentoren in einem Sparring-Programm Frauen in Führungspositionen auf die Rolle in Aufsichtsräten vor. Johanna Hummer, Vizepräsidentin HR und Global Head of People Success bei Sanofi, durchläuft das Programm aktuell mit Stefan Fida, Vorstand der B&C Board AG.

Sie beide nehmen am Sparring-Programm der Industriellenvereinigung teil, einmal als Mentor, einmal als Mentee – wie kamen Sie dazu?
Stefan Fida: Als ich gefragt wurde, musste ich nicht lange überlegen. Ich bin Mitglied in zwei Nominierungsausschüssen und immer daran interessiert, geeignete und motivierte Aufsichtsratskandidatinnen kennenzulernen. Wir müssen den Pool an potenziellen Aufsichtsrätinnen ausbauen. Davon profitieren letztlich Österreichs Unternehmen. Ich freue mich jedenfalls sehr, dass Johanna meine erste Programmpartnerin ist.
Johanna Hummer: Ich habe teilgenommen mit der klaren Zielsetzung, mich auf mein erstes Aufsichtsratsmandat vorzubereiten, die nächsten Schritte auf dem Weg dorthin zu gehen, aber vielmehr noch, das eigene Profil zu schärfen. Mein Sparringpartner Stefan kann mir ein konkretes Bild von der Arbeit in Aufsichtsräten, über die Aufgaben, die Abläufe und auch die Anforderungen geben. Gleichzeitig gibt das Programm auch die Möglichkeit, eine externe Einschätzung über die eigenen Qualifikationen durch weitere erfahrene Aufsichtsräte zu bekommen, und auch Ratschläge, wie ich meine langjährige Expertise im HR-Bereich ergänzt durch Erfahrung in Mergers & Acquisitions und ESG aus meinen bisherigen Positionen im nationalen und internationalen Executive-Management einsetzen kann. Ich kann meinen USP, meinen Mehrwert für einen Aufsichtsrat, somit klarer definieren.

Was ist das Wichtigste, was in dem Programm mitgegeben werden kann?
Hummer: In der momentanen wirtschaftlichen Situation müssen potenzielle Aufsichtsrätinnen klar erkennen, welche Kompetenzen gefragt sind. Das Ziel ist, das eigene Profil zu schärfen, und da hilft die Beratung von Partnern wie Stefan mit seinen über 20 Jahren an Erfahrung enorm viel.
Fida: Die Schärfung des Profils ist sicher eine der wichtigsten Aufgaben des Programms. Es geht dabei auch darum, zu erkennen, für welche Art Aufsichtsrat man am besten geeignet wäre, und darauf hinzuarbeiten. Mir persönlich ist auch wichtig, den Kandidatinnen mitzugeben, dass sie auf ein professionelles Onboarding-Programm bestehen sollten, um die neue Rolle schnell zu erfüllen. Das hat mir zum Beispiel bei meinem ersten AR-Mandat für Semperit sehr geholfen. Als dritten Punkt würde ich hier die Möglichkeit, das eigene Netzwerk zu vergrößern, nennen.

Wie wichtig ist es, dass die Sparringpartner auch persönlich miteinander können?
Fida: Das ist eine Grundvoraussetzung; man arbeitet ja ein Jahr intensiv gemeinsam und sieht sich alle vier bis sechs Wochen, und am Ende soll es für die Kandidatin einen Mehrwert geben. Das geht nur, wenn man sich auch versteht.
Hummer: Auf jeden Fall. Vor dem Beginn der Zusammenarbeit wird auch ein Matching angeboten, bei dem sowohl die Sparringpartner als auch die Teilnehmerinnen gefragt werden, was die genauen Ziele sind; eben damit von Anfang an alles klar ist, eine Gesprächsbasis aufgebaut und rasch Vertrauen gefasst werden kann. Ich habe da mit Stefan auf jeden Fall Glück gehabt.