Ein deutlicher Anreiz für Eigenverantwortung

Kommentar: Die Behaltefrist für Aktien bedient gleich zwei Dimensionen der Unabhängigkeit von staatlichen Leistungen. 

Raus aus dem Krisenmodus! Wir müssen uns wieder den Zukunftsfragen widmen und zu einem gesunden Maß an Eigenverantwortung zurückfinden.“ Diese wichtigen Worte von IV-Präsident Georg Knill bei seinem Auftritt in der ORF-Pressestunde können gar nicht oft genug betont werden. In den vergangenen Jahren haben Ausnahmesituationen den Ruf nach dem Staat notwendig gemacht. Die Vollkaskomentalität darf aber keinesfalls zum Normalzustand werden. Wenn das auch die Regierung so sieht (und davon sollte man gerade angesichts der Belastungen des öffentlichen Budgets ausgehen können), muss sie einen wichtigen Baustein dafür jetzt umsetzen: Die Behaltefrist für Aktien bedient nämlich gleich zwei Dimensionen der Unabhängigkeit von staatlichen Leistungen und harrt unverständlicherweise im Regierungsprogramm ihrer Umsetzung.

Erstens stärkt eine steuerliche Begünstigung langfristiger Aktiengewinne den Kapitalmarkt und öffnet damit den Zugang zu privatem Kapital, um die wichtigen Bausteine der Zukunft zu finanzieren: Innovation, Digitalisierung, grüne Transformation. Diese Bereiche allein mit Steuergeld finanzieren zu wollen ist budgetär nicht leistbar, insbesondere, wenn wichtige Kernaufgaben der öffentlichen Hand ausreichend dotiert werden.

Darüber hinaus zeigt das aktuelle Aktienbarometer, dass Aktienbesitz längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist (siehe Coverstory). Das ist gut, denn langfristige und breit gestreute Investments in Aktien gelten – das ist die zweite Dimension – als wichtiger Baustein für eine solide Altersvorsorge.

Als alternde und schrumpfende Gesellschaft werden wir uns das ohnehin schon teure staatliche Pensionssystem nicht mehr lange in diesem Umfang leisten können. Altersarmut ist kein Zukunftsthema, sondern besonders für viele Frauen längst Realität, und (auch das zeigt das Aktienbarometer) sie investieren in zunehmendem Ausmaß in Wertpapiere.

Mit einem Entfall der derzeitigen Besteuerung von Aktiengewinnen über 27,5 Prozent (!) bei langfristigen Investments würden wir Eigenverantwortung belohnen und mehr Geld mobilisieren – für Innovationen und private Altersvorsorge.

Ihr Christoph Neumayer, IV-Generalsekretär

Dieser Text erschien zuerst als Leitartikel in der Märzausgabe des Magazins "iv-positionen".