„Brauchen klares Bekenntnis zu Forschung und Innovation“

Thomas Henzinger, Vorsitzender des Rats für Forschung, Wissenschaft, Innovation und Technologieentwicklung (kurz FORWIT) fordert von der nächsten Bundesregierung, sich für eine Stärkung des EU-Forschungsrahmenprogramms einzusetzen.

FORWIT hat im Rahmen der Technology Talks Austria im September seine Empfehlungen an die künftige Bundesregierung präsentiert und veröffentlicht. Wo sehen Sie dringend Handlungsbedarf?
Thomas Henzinger: Grundsätzlich braucht es von der neuen Bundesregierung ein deutliches und klares Bekenntnis zu Forschung und Innovation – denn sie sind Garanten für Österreichs Sicherheit und Wohlstand. Das bedeutet auch, in den anstehenden Budgetverhandlungen zwischen Zukunftsinvestitionen und anderen Ausgaben zu unterscheiden. Außerdem wäre es ein wichtiges Ziel, bis zum Ende der Legislaturperiode eine Forschungsquote von vier Prozent zu erreichen.

Für die Zukunft Österreichs wird die Stellung Europas in der Welt zunehmend wichtiger. Welche Empfehlungen haben Sie für Österreich, damit das Land einen bestmöglichen Beitrag zu Europas Position in der Welt beisteuern kann? Und welche Rolle spielt das nächste EU-Forschungsrahmenprogramm FP10 dabei?
Es ist evident, dass Europa droht, hinter Nordamerika und Asien zurückzufallen, und die Mitgliedstaaten der EU müssen sehr große, auch koordinierte Anstrengungen unternehmen, um das zu verhindern. Das wichtigste supranationale Instrument dafür ist das Rahmenprogramm. Die neue Bundesregierung sollte sich daher für eine wesentliche Stärkung des Programms einsetzen. Das ist schon allein deshalb klug, weil wir innerhalb der EU im Forschungsbereich ein Nettoprofiteur sind.

Eine Empfehlung bezieht sich auf die Mobilisierung von privatem Kapital für Forschung und Innovation. Welche Maßnahmen sollten dafür in Österreich angegangen werden?
Die bisherige Bundesregierung hat hier wichtige Rahmenbedingungen geschaffen, etwa bei den Möglichkeiten für gemeinnützige Stiftungen. Nun gilt es, diese Potenziale auch zu nutzen und weitere zu erschließen; etwa die Errichtung eines Dachfonds für Risikokapital – oder es Pensionsfonds zu ermöglichen, vermehrt in Forschung und Innovation zu investieren.

Künstliche Intelligenz als transformative Technologie des Jahrzehnts wird alle Bereiche des gesellschaftlichen und Arbeitslebens massiv verändern. Wie kann aus Sicht des FORWIT in diesem Bereich der notwendige Kompetenzaufbau gelingen?
Der FORWIT hat erst kürzlich gemeinsam mit dem Beirat für Künstliche Intelligenz eine Empfehlung veröffentlicht, die sich diesem großen Thema widmet. Darin schlagen wir u. a. eine nationale Kompetenzstelle für KI vor, die sowohl Unternehmen als auch Schulen, Ämter und die Öffentlichkeit bei der Nutzung von KI durch modernste Hardware, Services, Ausbildung und Expertise unterstützt. Außerdem sollten Rahmenbedingungen und Anreize geschaffen werden, die global agierende IT-Unternehmen dazu motivieren, in Österreich Forschungs- und Entwicklungshubs anzusiedeln – wie es etwa in Zürich und München erfolgreich vorgemacht wurde.