In Österreich gibt es zu wenige Arbeits- und Fachkräfte. Finden Sie noch qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im IT-Bereich?
Patricia Neumann: Ja, wir freuen uns, dass unsere ausgeschriebenen Stellen auf hohes Interesse stoßen. Gleichzeitig bilden wir österreichweit aber auch Fachkräfte aus, was uns die Möglichkeit gibt, die Ausbildung an den Bedarf unseres Unternehmens anzupassen. Dennoch suchen wir derzeit rund 200 Experten.
Wie wirkt sich dieser Mangel an IT-Fachkräften auf Österreich aus?
Unternehmen stehen heute unter einem enormen Transformationsdruck und das mehrfach: Sie müssen in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten bestehen, technologischen Disruptionen einen Schritt voraus sein, sich an Megatrends anpassen und ihren ökologischen Fußabdruck reduzieren. Dafür braucht es nicht nur die richtigen Technologien, sondern auch das notwendige Know-how. Wir suchen daher etwa Cloud Computing Professionals, Software und Hardware Engineers oder aber eCommerce Plattform Manager.
Welche Maßnahmen würden helfen?
Wir arbeiten proaktiv an der Stärkung der Widerstandsfähigkeit unserer Mitarbeitenden, aber auch unseres Unternehmens. Sprich wir passen unsere Organisationen laufend den Marktbedürfnissen an und arbeiten daher immer an zukunftsreichen Themen. Wir bilden etwa Führungskräfte aus, die für unsere Kunden die reale und die digitale Welt verbinden und in Ökosystemen zusammenarbeiten.
Für Unternehmen ist die digitale und grüne Doppel-Transformation nicht nur Herausforderung, sondern auch eine Chance. Welche Potenziale sehen Sie in Österreich?
Die Herausforderung liegt sicherlich in der damit verbundenen Komplexität und den Kosten. Gleichzeitig sehen wir hier aber ein enormes Potenzial für den Standort Europa. Wir arbeiten sehr eng mit starken und innovativen Partnern in Ökosystemen zusammen und haben eine Plattform entwickelt, die wir Siemens Xcelerator nennen, mit der wir unsere Kunden schrittweise dabei unterstützen, ihre digitale und grüne Transformation umzusetzen. Dieses Angebot richtet sich nicht nur an große Industrieunternehmen, sondern auch an KMUs.
In der letzten Zeit ist vielfach von einer laufenden Deindustrialisierung und dem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit von Österreich die Rede. Machen Sie diese Meldungen nicht nachdenklich?
Natürlich. Wir stehen vor entscheidenden Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen. Die Frage ist ganz einfach: Wie schaffen wir es, Industrie in Österreich und der EU zu halten? Nur wenn uns dies gelingt, sprich Forschung und Entwicklung, Produktion und somit Erstanwendung und Arbeitsplätze in Österreich bzw. Europa zu halten, wird es uns auch gelingen, unseren Lebens- und Sozialstandard zu erhalten.
Und was nun?
Wir haben in Österreich eine starke Industrie, teilweise in sehr spezialisierten Nischen, eine sehr gute Forschungslandschaft, ein gut ausgebautes Netzwerk von Universitäten und Fachhochschulen und vieles mehr. Was wir allerdings wieder mehr brauchen, ist der Blick nach vorne und der Wille zur Veränderung. Veränderung heißt aber auch Loslassen. Wir können uns nicht mehr auf den Leistungen der Vergangenheit ausruhen, sondern müssen vieles wieder neu denken.
Was wären hier die ersten Schritte?
Eine positive Einstellung, Konzentration auf die eigenen Stärken und der Wille zur Veränderung.