Verfolgt man die österreichischen wirtschaftspolitischen Diskussionen, hat man öfters den Eindruck, dass die Lage für österreichische Unternehmen am Weltmarkt kaum eine Rolle spielt oder zumindest nur von wenigen klar adressiert wird. Dabei ist Österreich Exportland und sein Wohlstand hängt entscheidend davon ab, ob österreichische Produkte im Ausland, am Weltmarkt, abgenommen werden und zu wettbewerbsfähigen Preisen angeboten werden können.
Zur Erinnerung: Am Erfolg österreichischer Produkte am Weltmarkt hängen hunderttausende gut bezahlte Arbeitsplätze. Dieser Erfolg sichert jeden vierten Steuer-Euro, der dann in Bildung, Gesundheit, soziale Sicherheit und Infrastruktur fließen kann. Der Verkauf österreichischer Produkte und Dienstleistungen im Ausland brachte dem Land 2023 rund 201 Milliarden Euro ein. Der Export sichert direkt und indirekt mehr als eine Million Arbeitsplätze in Österreich und stemmt mehr als 40 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung des Landes.
Man sollte meinen, dass dies Gründe genug sind, alles zu tun, die Wettbewerbsfähigkeit österreichischer Unternehmen auf den Weltmärkten zu stärken – doch das Gegenteil ist leider der Fall: vergleichsweise hohe Arbeitskosten, zusätzlich durch brutal hohe Lohnabschlüsse getrieben (diese lagen in den vergangenen zwei Jahren 50 Prozent über jenen im Euroraum!) sowie höhere Energiepreise, immer mehr Bürokratie (auch durch die europäische Ebene) und Schwierigkeiten, Arbeits- und Fachkräfte zu finden, schwächen ihre Position.
Im Wettbewerbsfähigkeits-Ranking des Lausanner Instituts IMD ist der Standort Österreich mittlerweile auf den 26. Rang abgerutscht. 2007 lag Österreich in dieser Liste noch auf einem guten 11. Platz. Und wir haben auch schon bewiesen, dass durchaus große Sprünge nach oben möglich sind: 2018 verbesserte sich Österreich von Platz 25 auf Platz 18. Mit einem überdurchschnittlichen Wachstum von 2,4 Prozent und Steigerungen bei Arbeitsvolumen und Produktivität. Die kräftigsten Impulse kamen damals vom Export – denn das ist – nochmals – die große Stärke Österreichs.
Europa kommt nur träge in die Wachstumsphase, in Österreich steht man vor dem dritten Rezessionsjahr. Die Europäische Union ist durch Krisen und Kriege in der unmittelbaren Nachbarschaft in ihrer Rolle am Parkett der Weltmächte geschwächt und in kritischen Bereichen wie Gas, Rohstoffen und Komponenten für die Energiewende abhängig von Ländern wie Russland oder China. Wir brauchen dringend Zugang zu Wachstumsmärkten und neuen Partnern für Rohstoffe und Energie.
Angesichts all dessen kommen auf die nächste EU-Kommission und die nächste österreichische Bundesregierung große Herausforderungen zu. Die Industriellenvereinigung hat einen Leitfaden mit acht Maßnahmen vorgelegt, die dabei helfen, dem Standort Österreich und Europa wieder Auftrieb zu verleihen (siehe Rückseite). Dazu gehören dringend notwendige Entlastungen bei Bürokratie und Abgaben – die Kosten müssen runter, mutige Strukturreformen und Technologieneutralität. Eine Sache will ich an dieser Stelle zusätzlich herausgreifen: Wirtschaftsbildung muss in der Grundbildung mehr Gewicht bekommen. Das ist die Grundlage für die wirtschaftliche Zukunft Österreichs und die Grundlage für eine bessere Zukunft für jede einzelne und jeden einzelnen. Ohne fundamentale Kenntnisse im Bereich der Wirtschaft, fehlt es den nächsten Generationen am Werkzeug, sich durch die eigenen Finanzen eine ertragreiche Absicherung aufzubauen. Und es kommt die Fähigkeit abhanden, sich in der ökonomischen Landschaft selbstbestimmt bewegen zu können – und übrigens auch zu verstehen, dass wir unseren Wohlstand durch unsere internationale Vernetzung und Wettbewerbsfähigkeit erarbeiten.
Wir müssen gemeinsam den Ehrgeiz entwickeln, Österreich am Weltmarkt weiterhin als Top-Player auftreten zu lassen und den kommenden Generationen eine selbstbestimmte sowie wirtschaftlich erfolgreiche und sichere Zukunft zu ermöglichen! Eine Top-Priorität für eine neue Bundesregierung!