In der heutigen Pressestunde hat Bundeskanzler Karl Nehammer ein klares Bekenntnis zum Wirtschafts- und Industriestandort Österreich abgegeben. Von industriepolitisch besonderer Relevanz ist dabei, die aktuelle Diskussion zum Umgang mit Verbrennungsmotoren, gerade auch hinsichtlich der europäischen und österreichischen industriellen Stärkefelder der Automobil- und Zulieferindustrie. Gerade dieser zentrale Sektor steht für ein Drittel aller privater Forschungs- und Entwicklungsausgaben in der EU. „Ein möglichst technologieneutraler Lösungsansatz in der Entkarbonisierung unserer künftigen Mobilität ist entscheidend. Der Fokus sollte in der aktuellen Diskussion mehr auf Lösungen durch Forschung und Entwicklung und weniger auf Verboten liegen“, so IV-Präsident Georg Knill.
Offene Diskussion über zukünftige Schlüsseltechnologien zur CO2-Reduktion
Ähnliches gilt auch im Kampf gegen den Klimawandel - so sollten auch hier alle möglichen Optionen zur Dekarbonisierung genutzt werden: „zum einen muss die Nutzung und Verwendung von klimaneutralem Wasserstoff weiter ausgebaut werden, dazu brauchen wir die entsprechenden Partner und Allianzen.“ Wasserstoff kann insbesondere in der energieintensiven Industrie die Basis einer Schlüsseltechnologie auf dem Weg der Dekarbonisierung sein. „Zum anderen braucht es einen technologieoffenen Zugang zu neuen Methoden und Technologien. So sollten wir auch offen über die Potenziale von Carbon Capture and Storage als möglichen Weg zu einer sauberen Zukunft, diskutieren“, fordert Knill.
Fehlendes Bekenntnis zu Mercosur
Um die Lieferketten der Industrie zu sichern und die Energie- und Klimatransformation entsprechend umzusetzen, müssen wir Handelspartnerschaften diversifizieren und neue Absatzmärkte erschließen. Dabei sollte die Regierung, auch die neuen Entwicklungen in der Vertragsgestaltung des Mercosur-Abkommen neu bewerten und sich zu den europäischen Handelspartnerschaften bekennen. Faire Handelsabkommen mit Partnern in aller Welt seien „seit jeher ein wesentliches Standbein unserer Industrie. Angesicht der angespannten geopolitischen Lage sollten wir uns folglich nicht vor neuen Partnern verschließen, sondern gerade jetzt die Chancen nutzen und anderen die Hand reichen, um nicht gegenüber anderen weiter ins Hintertreffen zu geraten”, so Knill im Bezug auch auf die aktuelle Diskussion und betont: „Gerade durch den Wechsel an Brasiliens Staatsspitze ergeben sich neue Perspektiven für den Schutz von Klima und Umwelt und somit auch ein Momentum für die europäische Union, Werte und Standards zu exportieren, um so aktiv zum Schutz des Regenwaldes beizutragen.“
Leistung muss sich wieder lohnen – entsprechende Anreize setzen
Der sich für Österreichs Betriebe zuspitzende Arbeits- und Fachkräftemangel gehört zu den zentralen Herausforderungen und wird das Leitthema der kommenden Jahre sein. Präsident Knill pocht daher auf eine ideologiebefreite und ehrliche Leistungsdebatte: "Zentrales Augenmerk sollte, wie von Bundeskanzler Nehammer angesprochen, auf Impulsen für Arbeiten über das Pensionsantrittsalter hinaus liegen und auf Leistungsanreizen für Menschen die Überstunden leisten“, so Knill. Darüber hinaus werden die Potenziale im Inland allein nicht ausreichen, um die Fach- und Arbeitskräftelücke zu mildern: "Es gibt längst einen Wettbewerb um Fachkräfte aus Ländern mit großen Arbeitskräftepotenzialen. Wir brauchen eine Beschleunigung der Prozesse, damit wir die besten Talente schneller für uns gewinnen können und in Europa nicht ins Hintertreffen geraten".