Die Schriftstellerin Laura Freudenthaler erhält den von der österreichischen Industrie gestifteten „Literaturpreis der Österreichischen Industrie - Anton Wildgans“ 2024. Der mit 15.000 Euro dotierte Preis wurde am 03. Oktober 2024 durch den Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Mag. Christoph Neumayer, im Wiener Haus der Industrie überreicht. Der Preis solle „Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die durch ihre literarische Schaffenskraft und ihren gesellschaftlichen Beitrag hervorstechen. Anton Wildgans, der Namensgeber dieses Preises, verkörperte die Verbindung von traditioneller Verwurzelung und visionärem Denken. Sein Werk bleibt bis heute ein bedeutender Teil unserer kulturellen Identität.“
Die Jury begründet die Auswahl für die diesjährige Auszeichnung wie folgt: „Die Prosa-Texte von Laura Freudenthaler führen mit einer Schonungslosigkeit, die ihresgleichen sucht, stets mitten hinein in Lebenskreise, die sich gemeinhin dem Erzählen entziehen. In atmosphärisch dichten Bildern, vor einem latent-dunklen Hintergrund berichten sie von geheimnisumwitterten Vorgängen, in der Innenwelt der Figuren wie in der Außenwelt, von Eindrücken und Prozessen, die in Alltags-Diskursen gewöhnlich nie zur Sprache kommen, weil sie schlicht Tabu sind. Ohnmachtserfahrungen, nie aufgearbeitete Traumata, verdrängte Erinnerungen, die sonst von einem Mantel des Schweigens umhüllt bleiben, werden in diesen Texten aus den diversen Schattenseiten ins Licht geholt und dort stehengelassen. Nirgends ein Kommentar. Zu sehen aber ist, was die Figuren sehen, was sie wahrnehmen und befürchten, woran sie leiden, womit sie unaufhörlich zu kämpfen haben; und dass sie ein Geländer suchen, welches ihnen erlauben würde, sich noch einmal zurechtzufinden in der Welt und dazuzugehören: Fesselnde Lektüre.“
Zur Preisträgerin
Geboren 1984 in Salzburg, studierte Laura Freudenthaler Germanistik, Philosophie und Gender Studies an der Universität Wien. 2014 veröffentlichte sie mit „Der Schädel von Madeleine“ ihren Debüterzählband. Für ihren Roman „Die Königin schweigt“ (2017) erhielt sie den Förderpreis zum Bremer Literaturpreis, er wurde überdies 2018 als bester deutschsprachiger Debütroman beim Festival du premier roman 2018 in Chambéry ausgezeichnet. Für „Geistergeschichte“ (2019), ihren zweiten Roman, erhielt sie den Literaturpreis der Europäischen Union und wurde für den Literaturpreis Alpha nominiert. Weitere Arbeiten hat sie unter anderem in den Literaturzeitschriften „manuskripte“, „Lichtungen“, „SALZ“, „schreibkraft“ und „kolik“ veröffentlicht. Laura Freudenthaler lebt in Wien, arbeitete mehrere Jahre in der Austria Presse Agentur (APA) und übersetzt aus dem Französischen ins Deutsche. Beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 2020 gewann sie für den Text „Der heißeste Sommer“ den 3sat-Preis. 2021 wurde sie für ihr Werk mit dem manuskripte-Preis ausgezeichnet. Ihr 2023 veröffentlichtes Buch „Arson“, das auf Motiven von „Der heißeste Sommer“ basiert, wurde von der Jury im Oktober 2023 auf Platz eins der ORF-Bestenliste gewählt.
Zum „Literaturpreis der Österreichischen Industrie - Anton Wildgans“
Die unabhängige Jury setzt sich aus Univ.-Prof. Johann Holzner (ehemaliger Leiter des Brenner-Archivs an der Universität Innsbruck), Mag. Dr. Manfred Müller (Geschäftsführer Österreichische Gesellschaft für Literatur) und Barbara Neuwirth (Schriftstellerin) zusammen. Der Preis wird auf Vorschlag der unabhängigen Jury einer Schriftstellerin oder einem Schriftsteller der jüngeren oder mittleren Generation mit österreichischer Staatsbürgerschaft verliehen, „deren oder dessen Werk von hervorragender Relevanz für die literarische und gesellschaftliche Konstellation unserer Zeit ist“. Er gehört zu den renommiertesten österreichischen Literaturpreisen. Unter den Preisträgerinnen und Preisträgern befinden sich Autorinnen und Autoren der Zweiten Republik wie Ingeborg Bachmann, Christoph Ransmayr, Arno Geiger, Kathrin Röggla, Olga Flor, Erich Hackl, Norbert Gstrein, Sabine Scholl, Daniel Kehlmann, Reinhard Kaiser-Mühlecker, Andrea Grill, Gertraud Klemm und im Vorjahr Christoph W. Bauer.
Fotos der Verleihung finden Sie HIER.