„Der Arbeitsmarkt erweist sich weiterhin als robust und die Arbeitslosigkeit liegt weit unter Vorkrisenniveau. Die Zahl der offenen Stellen hingegen hat sich auf einem sehr hohen Niveau verfestigt und Österreichs Betriebe stehen vor der zentralen Herausforderung eines sich immer weiter zuspitzenden Arbeits- und Fachkräftemangels“, betont der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Christoph Neumayer, anlässlich der heute vom AMS veröffentlichten Zahlen zur aktuellen Lage am Arbeitsmarkt. Im Jänner waren beim AMS etwa 390.000 Personen arbeitslos gemeldet bzw. haben sich in Schulung befunden was einem Rückgang um 3,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Die Zahl, der beim AMS gemeldeten offenen und sohin unbesetzten Stellen ist nach wie vor auf einem enorm hohen Niveau und beträgt im Jänner ca. 107.500, auf der AMS-Jobplattform „alle jobs“ finden sich weit über 250.000 Jobangebote. „Der Arbeits- und Fachkräftemangel auf dem österreichischen Arbeitsmarkt ist real und fordert die Unternehmen enorm. Nur mit ausreichend Personal kann ein reibungsloser Ablauf im Betrieb sichergestellt werden und eine wirtschaftlich nachhaltige Entwicklung gesichert werden. Es braucht jetzt umfassende Maßnahmen, um Leistungsanreize zu stärken und alle Potenziale am Arbeitsmarkt zu heben“, hält Neumayer fest.
Bis Ende März Paket an Maßnahmen zur Mobilisierung des Arbeitsmarkts beschließen
Die Industrie begrüßt die kürzlich von der Regierung anlässlich der Regierungsklausur eingesetzte „Arbeitsgruppe“. Besonders positiv dabei hervorzuheben ist, dass einige Punkte aus dem von der Industrie bereits im Oktober vorgestellten Maßnahmenbündel aufgegriffen worden sind und in diesem Rahmen diskutiert werden sollen. Es geht konkret darum, dass für jene Menschen im Land, die bereit sind die Extrameile zu gehen, Leistungsanreize geschaffen werden. So soll es beispielsweise attraktiviert und belohnt werden, wenn Menschen bereit sind, nach Erreichen des Regelpensionsantrittsalters weiterzuarbeiten und in Beschäftigung zu bleiben. Weitere mögliche Anreize wären aus Sicht der Industrie auch steuerliche Anreize für Überstunden oder die Attraktivierung von Vollzeitarbeit. „Menschen, die bereit sind, mehr zu leisten und dadurch einen Beitrag zur Leistungsfähigkeit des Arbeits- und Industriestandortes Österreich beizutragen, sollen auch belohnt werden. Wir erwarten hier – wie von der Bundesregierung angekündigt – konkrete Schritte bis zum Ende des ersten Quartals“, merkt Neumayer an.
Anlässlich des demografischen Wandels, welcher den Mangel an Personal jedenfalls in Zukunft weiter verstärken wird, braucht es aus Sicht der Industrie über die bereits angekündigten Maßnahmen hinaus auch eine gesamthafte Fachkräftestrategie der Regierung. Es gilt unter anderem auch qualifizierten Zuzug zu forcieren, da es Österreich nicht möglich sein wird, seinen Arbeits- und Fachkräftemangel rein aus dem inländischen Potenzial zu decken. Auch spricht sich die Industrie dafür aus, Anreize zu setzen, um die Mobilität arbeitssuchender Menschen innerhalb Österreichs zu stärken. Während in Wien über 36 Prozent der beim AMS als arbeitslosen Personen gemeldet sind, sind lediglich 13 Prozent der beim AMS gemeldeten offenen Stellen in Wien. „Diese Entwicklung zeigt, dass es höchst an der Zeit für eine umfassende Fachkräftestrategie ist. Beschäftigungsanreize müssen gestärkt werden, qualifizierte Zuwanderung forciert und alle noch unausgeschöpften Potenziale am heimischen Arbeitsmarkt gehoben werden, denn nur so kann es einen stabilen Wirtschafts- und Industriestandort Österreich geben“, so Neumayer abschließend.