Bildungsminister Martin Polaschek, der Präsident der Industriellenvereinigung Georg Knill, der Vizerektor der Pädagogischen Hochschule Wien Norbert Kraker und der Präsident der Wissensfabrik Österreich Klaus Peter Fouquet verliehen am Dienstag das „MINT-Gütesiegel 2023-2026“ an 130 neue innovative Bildungseinrichtungen aus ganz Österreich. Mit einem Rekord an Einreichungen konnte die 7. Ausschreibung das positive Ergebnis des Vorjahrs mehr als verdoppeln.
Bundesminister Polaschek gratulierte den anwesenden Bildungsinstituten zum MINT-Gütesiegel. Die ausgezeichneten MINT-Kindergärten und MINT-Schulen befeuern das Interesse und die kontinuierliche Förderung des Themenfelds über die gesamte Bildungskette hinweg. Jedoch müsse Zugang und Perspektive des Akronyms MINT noch viel breiter an Schülerinnen und Schülern vermittelt werden. „MINT steht nicht nur für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, MINT lädt auch ein zum Mitmachen, zu Innovation, Nachhaltigkeit und Teamkultur. Mit einem breiten Zugang werden wir Kinder und Jugendliche zur aktiven Gestaltung unserer Zukunft motivieren.“ Die MINT-Bildung sei dafür ein wesentliches Werkzeug: „Sie als eine von 590 Bildungseinrichtungen mit dem MINT-Gütesiegel leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur Steigerung des Vertrauens in Wissenschaft und Demokratie“, hob der Bildungsminister anerkennend hervor. Das MINT-Gütesiegel sei daher ein wichtiger Baustein des neuen, soeben präsentierten MINT-Aktionsplans des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung.
Der Präsident der Industriellenvereinigung, Georg Knill, wies auf die große Bedeutung von MINT-Talenten hin, insbesondere für ein innovationsorientiertes Land wie Österreich. „Zwei Drittel der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Industrie sind heute schon dem MINT-Bereich zuzuordnen. Und gleichzeitig fehlen uns 40.000 Technikerinnen und Techniker allein in den Industriekernbranchen. Der Fachkräftemangel im MINT-Bereich spitzt sich immer mehr zu. Das ist bedrohlich, denn ohne MINT-Talente ist unsere Zukunft undenkbar!“, so der IV-Präsident. Er appellierte an alle Stakeholder in Österreich, noch mehr für den MINT-Nachwuchs zu tun. Die kürzlich gestartete Initiative der „MINT-Regionen“ bietet dabei die große Chance, die Kräfte zu bündeln und ein regionales MINT-Angebot entlang der gesamten Bildungskette aufzubauen. „Damit wird MINT zum Erlebnis und lädt in unterschiedlichen Angeboten zum Mitmachen ein, im Kindergarten ebenso wie im Hochtechnologieunternehmen. MINT-Regionen gestalten Zukunft“, so Knill.
Für Vizerektor Norbert Kraker ist die Thematik MINT und Digitalisierung eines der wichtigsten bildungspolitischen Themen: „So ist es Aufgabe der Pädagogischen Hochschulen, die Kompetenzen der Pädagoginnen und Pädagogen dahingehend zu erweitern. Daher wurden sowohl in der Ausbildung, als auch in der Fort- und Weiterbildung entsprechende Schwerpunkte gesetzt, um eine innovative MINT-Bildung für Kinder und Jugendliche zu gewährleisten. Die PH Wien ist sich dieser Verantwortung besonders deutlich bewusst und ist daher stets auf der Suche nach neuen Möglichkeiten und wirksamen pädagogischen Konzepten, um Pädagog*innen dahingehend bestmöglich auszubilden und zu unterstützten. Als Urban Diversity Education Campus wird hier von uns noch ein Schritt weitergedacht, indem auch im Bereich MINT und Digitalisierung der Fokus auf die Vielfalt der Schüler*innen, wie z.B. die Mehrsprachigkeit im Wiener Bildungsraum, gelegt wird.“
Wissensfabrik Österreich Präsident Fouquet betonte die enorm hohe gesamtgesellschaftliche Bedeutung von MINT. MINT steht für Wohlstand, denn ein Drittel bis die Hälfte unseres Wohlstandes lässt sich auf Forschung, Technologie und Innovation zurückführen. Wohlstand sorgt für soziale Sicherheit. Der Innovationsfaktor von MINT zeigt sich jedem von uns tagtäglich. Handy, Sonnenkollektor oder Impfstoff – überall steckt MINT-Wissen dahinter und eine bessere Zukunft wird dadurch ermöglicht. MINT ist aber mehr als einige Unterrichtsgegenstände oder Studienrichtungen, denn MINT weckt die Neugier und Kreativität und führt zu einer positiven, sinnstiftenden Grundhaltung. „Unsere Jugend kann gerade jetzt nichts dringender brauchen als Sicherheit, Zukunft und Sinnstiftung – setzen Sie daher weiter Ihr MINT-Engagement in den Bildungseinrichtungen fort und machen Sie unsere Jugend durch MINT widerstandsfähig gegen Fake News,“ bittet Fouquet die anwesenden Pädagoginnen und Pädagogen.
Zahlreiche hochrangige Gäste aus Bildung, Wissenschaft und Wirtschaft wohnten der feierlichen Übergabe der MINT-Wandplaketten und Urkunden an die ausgezeichneten Bildungseinrichtungen bei. Als Jurysprecherin des MINT-Gütesiegels appellierte die Geschäftsführerin des Science Center Netzwerks Barbara Streicher eine inklusive, geschlechterreflexive Didaktik an den MINT-Kindergärten und MINT-Schulen zu stärken. Nuno Maulide bewies als Professor für Organische Synthese und Konzertpianist eindrücklich, dass auch zwischen MINT und Musik die Chemie stimmt. Als Gewinnerin des Hans Riegel-Fachpreises sowie des ISTA-Schulwettbewerbes skizzierte Stephanie Müllauer Ideen zur Stärkung des Vertrauens in die Wissenschaft. Schließlich stand das MINT-Bundesland Steiermark im Fokus der Festgala. Elisabeth Meixner (Direktorin der Bildungsdirektion Steiermark) und Gerlinde Wade (Koordinatorin Science Garden Steiermark) unterstrichen die Synergien zwischen Wirtschaft, Bildung und Technologie in der gut vernetzten grünen Mark. Bernhard Weingartner führte als Moderator durch den Nachmittag, die Improvisationstheatergruppe „Theatre Works“ unterhielt die anwesenden Gäste.
Das MINT-Gütesiegel ist eine gemeinsame Initiative des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung, der Industriellenvereinigung, der Wissensfabrik Österreich und der Pädagogischen Hochschule Wien. Es stellt eine bundesweit gültige Auszeichnung für innovatives Lernen in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) mit vielfältigen Zugängen für Mädchen und Burschen dar. Ausgezeichnete Bildungseinrichtungen erhalten das MINT-Gütesiegel als digitales Logo für ihren Webauftritt sowie als Wandplakette für ihr Gebäude. Die ausgezeichneten Schulen und Kindergärten sind öffentlichkeitswirksam auf der „MINT-Landkarte Österreich“ unter verortet. Das Gütesiegel wird für die Dauer von drei Jahren vergeben, eine Wiedereinreichung ist nach einer Phase der Qualitätsentwicklung möglich. Erstmalig ausgezeichnete Bildungseinrichtungen werden bei der MINT-Gala im Haus der Industrie in Wien geehrt. Die Auszeichnung von rezertifizierten Bildungseirichtungen erfolgt auf regionaler Ebene, in Kooperation von Bildungsdirektionen und IV-Landesgruppen. Die achte Ausschreibung für das MINT-Gütesiegel wird im November 2023 starten.