„Ein starker, attraktiver Wirtschaftsstandort braucht einen starken Kapitalmarkt – und gerade in einer Niedrigzinsphase wie derzeit ist der Kapitalmarkt für Bürgerinnen und Bürger als Anlagemöglichkeit besonders bedeutsam“, betonte der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Christoph Neumayer, im Rahmen einer Pressekonferenz mit Robert Ottel, Präsident des Aktienforums, und Meinungsforscher Peter Hajek. Dabei wurden u.a. die Ergebnisse einer Studie präsentiert, die von der Peter Hajek Public Opinion Strategies GmbH im Auftrag des Aktienforums durchgeführt worden war. Im Fokus standen das Wissen der Österreicherinnen und Österreicher um den Umgang mit Wertpapieren sowie das generelle Interesse am Kapitalmarkt. „Das Regierungsprogramm lässt positiv erkennen, dass man diesem Thema die nötige Aufmerksamkeit widmet. Denn Kapitalmarktpolitik ist ein wichtiger Aspekt einer strategischen Standortpolitik“, so Neumayer. Aktienforum-Präsident Robert Ottel hob ebenfalls das im Regierungsprogramm ersichtliche grundsätzliche Verständnis der Bundesregierung für die Erfordernisse eines modernen Kapitalmarkts positiv hervor: „Die Bundesregierung hat für eine offensive Kapitalmarktpolitik richtige Maßnahmen im Regierungsprogramm gesetzt. Dies betrifft die Beseitigung von kosten- und personalintensiven Bürokratiebremsklötzen, die steuerliche Förderung von Veranlagungen zur privaten Pensionsvorsorge und eine groß angelegte Offensive beim Thema Finanzbildung von Jung bis Alt. Die Umfrageergebnisse stützen diese Maßnahmen in der breiten österreichischen Bevölkerung. Nun geht es an die Umsetzung.“
„Anhand konkreter Zahlen wird der Aufholbedarf beim Nutzen des Kapitalmarkts als Anlagemöglichkeit deutlich. So liegt etwa der OECD-Durchschnitt hinsichtlich Kapitaleinkünften beim Alterseinkommen bei 18,4, in Österreich jedoch lediglich bei 5,8 Prozent. In der Schweiz bewegen sich die entsprechenden Werte jenseits der 40 Prozent, in Deutschland immerhin bei rund 16 Prozent“, hob Neumayer die herrschenden Defizite hervor. Laut Studienergebnissen sei das grundsätzliche Interesse am Wertpapierkauf hierzulande jedoch stark gestiegen – „von 11 auf 25 Prozent in nur zwei Jahren. Interesse und Potenzial sind also vorhanden. Nun bedarf es der richtigen Rahmenbedingungen, um diesem Interesse gerecht zu werden und das vorhandene Potenzial zu heben.“ Ähnlich äußerte sich Studienautor Peter Hajek: „In Zeiten von Nullzinspolitik und dem Auslaufen des klassischen Sparbuchs suchen die Menschen nach anderen Spar- bzw. Anlagemöglichkeiten und so bewegt sich auch etwas in der wenig börse-affinen österreichischen Bevölkerung. Das Interesse für den Ankauf von Wertpapieren ist signifikant gestiegen. Die Einschätzung über das eigene Börsewissen und die Vorbehalte von Wertpapierinvestments sind aber nach wie vorgegeben. Das heißt, es bedarf an Information und Aufklärung über die Chancen und Risiken am Finanzmarkt. Das findet auch bei den Befragten Anklang, die insbesondere in den Schulen verstärkten Unterricht zu diesem Thema fordern.“
Aus Sicht von Aktienforum und Industriellenvereinigung wäre es aus den genannten Gründen sinnvoll, Wirtschafts- und Finanzbildung als Teil der Grundbildung und mit eigenständigen Inhalt im Bildungsverlauf zu verankern. Unterstützung finde außerdem die Maßnahme, bei einem der nächsten PISA-Tests auch das OECD-Financial-Literacy-Tool abzufragen. Denn nur so sei die Möglichkeit einer offiziellen Bestandsaufnahme gegeben, um zu sehen: Wo steht Österreich heute und wo sollte es in Zukunft stehen, wenn es darum geht, die Möglichkeiten eines modernen, attraktiven Kapitalmarktes optimal zu nutzen.